Ja, richtig gelesen: Red Flags (also quasi Warnsignale) gibt es natürlich auch in der Zusammenarbeit mit Kund:innen. Über die Jahre hinweg habe ich meine eigenen Indikatoren entwickelt, um zu sehen, ob ich mit InteressentInnen zusammenarbeiten kann – und will. Dabei haben sich bestimmte Statements der potentiellen Kund:innen herauskristallisiert, die für mich zu eindeutigen Red Flags geworden sind. Und ich muss sagen, dieses „Warnsystem“ funktioniert, denn es gibt einfach bestimmte Umstände, unter denen ich nicht arbeiten möchte. 

Was genau nun Red Flags bei Kund:innen sind, ist nicht in Stein gemeißelt. Hierbei kommt es natürlich auch immer auf dich persönlich und evtl. auch die Branche, in der du arbeitest, an. Dieser Artikel beschäftigt sich mit meiner eigenen, persönlichen Erfahrung, aber ich hoffe, er kann auch dir ein wenig weiterhelfen, Warnsignale für eine schwierige Kund:innenbeziehung frühzeitig zu erkennen und deine eigenen Red Flags in einer Zusammenarbeit zu finden. 

Hier sind meine Warnsignale bei Kund:innen

 

„Ich habe einen Background im Marketing, ich kenne mich also ein bisschen aus.“

Mein Gedanke: Ich habe als Angestellte auch mal das ganze Marketing gemacht und hatte damals aber noch keine Ahnung von Branddesign.

Wenn ich das, oder Ähnliches höre, werde ich auf jeden Fall hellhörig. Auch wenn der Austausch mit Menschen, die sich in dem Metier auskennen, anders ist, ist es meistens nicht der Fall, dass sie auch tatsächlich einen Einblick haben, was, wie und warum ich tue, was ich tue. Marketing ist ein weitgefächerter Begriff. Und nur, weil jemand mal in einer Marketing-Abteilung o.Ä. gearbeitet hat, heißt das nicht automatisch, dass sich die Person auch mit Branding für Selbständige auskennt.

Warum Menschen so etwas sagen? Darüber habe ich auch lange nachgedacht. Ich vermute, sie möchten, dass ich weiß, dass sie sich ein bisschen auskennen und ich ihnen somit keinen „Blödsinn“ erzählen kann. Uff. Das sitzt.

Warum es eine Red Flag ist?

Wenn wirklich die vermutete Intention dahintersteckt, zeigt das eines ganz klar: Es ist absolut kein Vertrauen da. Natürlich erzähle ich meinen Kund:innen keinen „Blödsinn“ und je mehr sie sich auf mich einlassen können, desto besser. Wenn das nicht geht, wird die Zusammenarbeit für beide Seiten mühsam. Wenn meine Kund:innen mir nicht vertrauen, kann ich bei meiner Arbeit auch nicht so sehr in die Tiefe gehen – was schade ist, denn dort wird es erst so richtig spannend. Meine Erfahrung zeigt: Die Projekte, die am besten geworden sind, sind die, wo die Kund:innen wirklich zu 100% der Überzeugung waren, dass ich die beste Logodesignerin für sie bin.

Kurzer Themenwechsel: Hast du deinen Farb-Archetyp schon kennengelernt? Mach gleich das Quiz, nachdem du den Artikel gelesen hast.

„Ich habe dazu bereits eine Idee / Inspiration gefunden, aber ich möchte sie dir nicht zeigen, um dich nicht zu beeinflussen“

Mein Gedanke: Ganz einfach nur – WARUM? 

Ich frage in meinem Briefing alles Mögliche ab – auch etwaige Ideen, die bereits bestehen. Da ist also genug Platz, um mir dies mitzuteilen. Und ich finde es ja großartig, wenn Kund:innen sich schon vor der Zusammenarbeit Gedanken machen, eigene Ideen haben und ihre Inspirationen mit mir teilen. 

Warum Menschen das machen? Also für mich ganz persönlich macht das echt überhaupt keinen Sinn. Es geht um ein Branddesign – das Ganze ist ja kein Test, bei dem ich nicht „schummeln“ darf. Wenn du als KundIn schon Inspirationen gesammelt hast – teile sie! Es kann ein wichtiger Schritt in Richtung deines persönlichen Designs sein. 

Warum es eine Red Flag ist?

Weil man mich nicht „testen“ oder auf die Probe stellen muss. Wenn es vorab schon Gedanken oder sogar Entwürfe zu dem Projekt gibt, sollten diese entweder mit mir als Designerin geteilt oder komplett losgelassen werden. Alles andere steht einer guten Zusammenarbeit im Weg. 

 

„Ich habe auch andere Designerinnen angefragt.“

Meine Gedanken dabei: Wer wurde angefragt?? Meine Neugier ist ganz klar geweckt.

Jetzt muss ich ganz klar sagen, dass bei mir persönlich mindestens eine Alarmglocke schrillt, wenn ich das bei einem Kennenlerngespräch höre.

Wieso? Nicht weil ich es nicht vertrage, dass auch andere DesignerInnen angefragt werden. Das finde ich absolut legitim und auch vollkommen okay. ABER! Es geht hier um den Kontext. Wenn der ist: „Ich habe auch andere DesignerInnen angefragt und möchte vergleichen, wer mit welchem Angebot am besten zu mir und meinem Business passt.“ dann ist das total in Ordnung. Wenn der Kontext aber mehr in Richtung „Ich spiele euch gegeneinander aus, um noch was rauszuholen oder den Preis zu drücken“ geht, dann wird es für mich zu keiner Zusammenarbeit kommen. Und ja, ich spüre den Unterschied.

Warum es eine Red Flag ist?

Wieso möchte jemand Selbständige gegeneinander ausspielen? So möchte ich garantiert nicht arbeiten. Man kann mein Angebot klar und deutlich auf meiner Website nachlesen. Wenn es für die Person in Frage kommt, kann sie sich gerne melden und dann checken wir die Chemie.

 

„Ich habe schon drei Agenturen mit dem Logo beauftragt, aber bisher haben die das alle nicht hinbekommen.“

Mein Gedanke: Wenn bei der Zusammenarbeit mit drei verschiedenen Agenturen immer noch nichts rauskommt, liegt es dann an den Agenturen? Meiner Erfahrung nach: Wohl kaum.

Ich frage mich immer auch, wer diese „Agenturen“ waren. Manchmal war es der Cousin der Schwägerin, der ein wenig mit Photoshop umgehen kann. Das ist zwar gut für ihn, aber der ist schonmal keine Agentur.

Und dann gibt es tatsächliche Agenturen. Die sind natürlich auch super, aber man muss auch immer beachten, ob diese auch Erfahrung mit Branding für Selbständige haben. Das funktioniert nämlich anders, als für Konzerne oder große Firmen.

Und dann bleibt da immer noch die Frage: Haben die Agenturen es nicht hinbekommen, oder wurde nicht klar kommuniziert, was gebraucht und gewollt wird? In diesem Fall empfehle ich immer, den Dialog mit der Agentur zu suchen und sich anzuschauen, was nicht funktioniert hat. Oftmals lässt sich das lösen.

Warum es eine Red Flag ist?

Well, I do like a challenge.. aber hier schlägt mein „Warnsystem“ dennoch an. Wenn es wirklich an den Agenturen lag, dass bei der Zusammenarbeit kein gutes Branding herausgekommen ist, okay. Dass das dreimal passiert, wäre dann allerdings wirklich Pech. Meiner Erfahrung nach liegt es in vielen Fällen aber eben nicht daran, das findet man dann aber meistens bei genauerem Nachfragen heraus. Und wenn das Problem tatsächlich von der Kund:innenseite kommt, lasse ich lieber die Finger davon.

 

„Ich brauche jemanden, der mir meine Idee exakt so umsetzt.“

Mein Gedanke: Oje. Was soll ich dazu noch sagen, wenn der Entwurf aber einfach nicht gut ist? 

Diese Art von Anfragen lehne ich generell ab. Erstens habe ich keine besondere Freude daran, das umzusetzen. Zweitens gibt es für so einen Auftrag weitaus günstigere Lösungen, als eine Designerin zu engagieren. Ich möchte nochmal betonen: Wenn Kund:innen wissen, sie wollen ihr Design GENAU SO haben, wie sie es sich ausgemalt haben, dann ist das okay – you do you. Aber dann brauchst du dafür keine professionelle Designerin. 

Als Beispiel: Man wäre auch nicht zu Coco Chanel gegangen und hätte sie gebeten einen eigenen Entwurf 1:1 umzusetzen. Man beauftragt Designer aufgrund ihrer Erfahrung, Expertise sowie Kreativität und zeigt Vertrauen in die Kenntnisse und Fertigkeiten dieser Person. Und nein, natürlich denke ich nicht, dass ich die Coco Chanel des Logodesigns bin, aber ich denke das Beispiel zeigt etwas eindrücklicher, was ich sagen möchte. 

Warum es eine Red Flag ist?

Ich weiß, ich bin jetzt brutal ehrlich, aber es ist meistens so, dass diese Entwürfe nicht besonders gut sind und, was noch viel schlimmer ist, somit nicht hilfreich für das Business sind. Das ist mein persönlicher Grund, warum ich solche Anfragen ablehne. 

Zum Schluss gibt es noch zwei kleine Red Flag-Leckerbissen, zu denen ich gar nicht viel sagen möchte – und wohl auch nicht muss.

 

„Ich bin Perfektionistin und eine schwierige Kundin.“

Mein Gedanke: Wenn es der Person schon bewusst ist, then why?!

Solltest du dich hier wiedererkennen, lies doch mal meinem Artikel „Perfektion VS. Wahnsinn“. 

 

„Ich brauche mein Logo morgen.“

Mein Gedanke: Nein, einfach nein. 

Warum? Gutes Design darf auch wirken. Und zwar auch auf die Kund:innen selbst. Vieles am Branddesign-Prozess braucht einfach ein wenig Zeit, um zu wirken und sickern. Und am Ende soll ja ein Ergebnis herauskommen, dass wirklich zu der Person und dem Business passt. Von heute auf morgen funktioniert das bei mir nicht – Punkt.

 

Jetzt bin ich natürlich gespannt, auch deine Erfahrungen mit Red Flags bei Kund:innen zu hören. Lass mir gerne einen Kommentar da!

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