Unser Business soll gesehen werden, sonst wird das schwierig mit den Kund*innen. Es sind vor allem zwei Säulen, auf die wir dabei setzen können: unser visuelles Branding und unser sprachliches. Wie deine Texte deine Marke optimal unterstützen und was du unbedingt im Hinblick auf die Kombination aus Wort & Farben vermeiden solltest, erklärt Sonja Mahr, Mentorin für Marketingtexte und Sichtbarkeitsmut in diesem Artikel.

Wie wir im Gedächtnis unserer Wunschkund*innen bleiben

 

Es ist ja online bisweilen recht voll und laut geworden, ungefähr so wie ein wuseliges Einkaufszentrum am Samstagnachmittag. Doch wenn wir mit unserem Business in diesem Chaos nicht untergehen wollen, brauchen wir etwas, das auffällt. Irgendwas, das im Gedächtnis der Menschen bleibt, damit ihnen eben unser Name bzw. der unseres Unternehmens wieder einfällt, sobald sie Bedarf an unserem Thema haben.

Doch wie funktioniert das? Klar, unsere Farben und unsere Worte beeinflussen, wie wir wirken und dass wir wirken. Aber lass uns eine Ebene tiefer blicken, um ihre Power wirklich für unser Business nutzen zu können.

Auffallen durch Superlative

Ein möglicher Weg ist der, einfach in allen Bereichen dem Normal eine Schippe obendrauf zu packen. Also die NOCH grelleren Farben, die NOCH eindringlicheren Worte zu wählen. Und klar, inmitten mittelblau-gefärbter Logos, die durchaus öfter mal vorkommen, stichst du mit einem grellen Türkis hervor. Mit einer extrem polarisierenden Kernaussage hebst du dich ab. Grundsätzlich ist an dieser Strategie nichts verkehrt, wenn sie zu dir passt. Sie ist aber dennoch mit Vorsicht zu genießen, denn immer eine Spur drüber ist schnell auch überfordernd und kann im schlimmsten Fall dafür sorgen, dass dein Business als nervig und irgendwie unangenehm empfunden wird. Dass grelle Farben im Business nicht immer die beste Wahl sind, hat Sophie ja schon an anderer Stelle erklärt. So würde ich das auch für die Worte unterschreiben. Möglich ist es schon, den Superlativ-Style zu nutzen, aber die Gefahr ist groß, damit nicht mehr als Blickfang, sondern als unangenehm aufdringlich in Erinnerung zu bleiben. Die gute Nachricht: Es gibt eine fantastische Alternative!

Auffallen durch Harmonie von Worten & Design

Dieser zweite Weg ist der des stimmigen Gesamteindrucks. Denn erfolgreiche Businesses sind nicht unbedingt immer die, die zuerst ins Auge springen, sondern die, die es schaffen Vertrauen zu wecken und die Aufmerksamkeit dadurch dauerhaft zu erhalten. Doch wie entsteht dieses Vertrauen und was hat es mit deinen Texten und Farben zu tun?

Menschen reagieren quasi permanent auf sensorische Reize und leiten daraus eine persönliche Vorhersage ab. Ein Reiz kommt an, z.B. ein Wort, ein Slogan, eine Farbe o.ä., wird dann vom System aufgenommen und verarbeitet. Auf Basis dieses Reizes und des angesammelten Erfahrungswissens entsteht eine Schlussfolgerung, was nun womöglich folgen wird. Und hier sind wir bei der Krux der ganzen Sache: Nur, wenn dein visuelles und dein sprachliches Branding stimmig sind, wirkt der Gesamteindruck schlüssig. Tut er das, hast du sehr gute Karten. Ein harmonisches, stimmiges Gesamtbild ist ungefähr gleichbedeutend mit 1.000 Vertrauenspunkten auf einer imaginären Businessliebe-Skala.

Achtung: Farb-Wort-Widersprüche

Viele Selbstständige unterschätzen die große Bedeutung ihrer Businessfarben und ihrer Sprache auf ihrer Website und in ihrem Content. Sie starten vielleicht erst einmal, ohne sich darüber Gedanken zu machen und setzen dabei unbewusst diesen so wichtigen stimmigen Gesamteindruck aufs Spiel.

Lass uns zwei Beispiele ansehen.

 

Beispiel 1: Die Yogalehrerin – stimmige Farben, widersprüchliche Texte

Nehmen wir an, jemand ist Yogalehrerin und hat die wichtigsten Business-Werte Achtsamkeit, Wertschätzung und Naturverbundenheit für sich definiert. Die Hauptfarbe ist vielleicht ein kraftvolles, aber gedecktes Grün. Wenn die Kommunikation nun aber sehr hart, sehr dynamisch und pushend ist, ist das wie ein Stoppschild, das den Weg zum stimmigen Eindruck und damit zum Vertrauen in diese Anbieterin abschneidet. Lies mal allein die folgenden zwei Sätze mit dem Hintergrundwissen, das du jetzt bereits über unsere Yogalehrerin hast.

„Du musst dir deine Erholung schnellstens einplanen! Vom Warten allein passiert nichts! Dienstagabend legen wir los und sausen durch einen spannenden Yoga-Abend, von dem du definitiv lange profitieren wirst. Also: Show up!“

oder

„Einfach ankommen und wieder eins werden mit der Natur. Den Atem fließen lassen und sanft in den Feierabend gleiten in einer wertschätzenden Gruppe anderer Frauen. Sei gerne am nächsten Dienstagabend dabei und gönn dir eine Auszeit, die sich auch wirklich so anfühlt!“

Welche dieser Formulierungen ergibt mit dem, was du über die Yogalehrerin weißt, ein stimmiges Gesamtbild? Und wo entsteht ein Störgefühl? Genau das passiert, wenn Worte & Design nicht zusammenwirken, sondern quasi gegeneinander arbeiten. Im ersten Beispiel hat die Yogalehrerin ihre Werte in Worte übersetzt und in ihre Texte gebracht. Wir als Leser*innen spüren einen deutlichen Unterschied, auch wenn die reine Information beider Texte identisch ist. 

Tipp: Eine hilfreiche Übung, wie du deine Werte in deine Texte bringst, findest du hier. 

 

Beispiel 2: Der Berufungscoach – stimmige Texte, widersprüchliche Farben

Stellen wir uns jetzt einen Coach für Berufungsfindung vor. Er steht für Experimentierfreude, Abenteuerlust, den Spaß daran neue Wege zu entdecken und kommuniziert z.B. auf seiner Über-mich-Seite der Website Folgendes:

„Mein eigener Weg war einer, der alles, aber nicht geradlinig war. Doch tatsächlich steckte in den Kurven rückblickend der größte Spaß. Hinter jeder Ungewissheit wartet die Einladung zum Abenteuer. Genau so sehe ich das Finden der eigenen Berufung auch und liebe es deshalb, mit meinen Kund*innen keine schnöden Punktewerte in irgendeiner Tabelle auszurechnen, sondern den Prozess zum Traumjob als spannende Reise aufzubauen.“

So weit, so stimmig. Kommt nun zu den in diesem Fall sehr stimmigen Worten aber eine farbliche Ebene hinzu, die gar nicht passt, wird das mit dem Ziel als vertrauenserweckende Marke im Gedächtnis zu bleiben, wieder schwieriger. Stell dir vor, dieser Berufungscoach hat nun eine Farbpalette mit der Hauptfarbe Grau. Ähm, ja genau. Fragezeichen vorprogrammiert. Wofür stand er noch gleich?!

Der Effekt ist beide Male gleich: Die Menschen, die mit einem Business online in Kontakt kommen, z.B. ein Posting auf Social Media lesen oder die Website besuchen, bauen unbewusst eine Mauer auf. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen – man wendet sich sicherheitshalber ab bzw. beachtet diesen Coach nicht weiter. Suboptimal, wenn wir doch als Selbstständige Kund*innen gewinnen wollen.

Die Kunst, mit dem Business authentisch rüberzukommen

Es geht immer um das Gesamte und das ist immer mehr als die Summe seiner Teile. Stimmige Farben sind fantastisch, aber ohne die passenden, glaubhaften Worte, nur die halbe Miete. Treffende Aussagen wirken umso besser, wenn das Design, in dem sie daherkommen, damit harmoniert. Wenn du diese beiden Säulen authentisch kombinierst, wirkt der gesamte Eindruck, den dein Business macht, einfach wesentlich stimmiger. Und auch, wenn Menschen nicht unbedingt klar benennen können, was sie so anziehend an deinem Business finden, entsteht der positive Eindruck eben doch. Weil du nichts zusammengewürfelt, sondern authentisch und stimmig aufeinander abgestimmt hast.

Praxistipps: So findest du Worte, die zu deinen Farben passen

Wie funktioniert das nun konkret? Ich empfehle immer, sowohl die Angebote, als auch die Zielgruppe und deine Persönlichkeit miteinzubeziehen, wenn du darüber nachdenkst dein Business sichtbar zu machen. Es ist wie ein Puzzle, das sich zusammensetzt und durch die vielen kleinen Aspekte umso besser wirkt.

Annähern kannst du dich, indem du zuerst die auffälligsten Faktoren überprüfst.  

Schau dir z.B. mal die Dynamik deiner Hauptfarbe an. Allein die Farbfamilie verrät ja schon einiges, z.B. ist die Wirkung von Petrol eine andere als die von Gold im Branding. Überlege dir also: 

 

Welche Worte drücken den Charakter deiner wichtigsten Farbe aus? 

Ist deine Farbe Petrol, das für Freiheitsliebe und Unbeschwertheit steht? Dann ist es stimmiger, wenn du dein Angebot mit dazu passenden Begriffen beschreibst, z.B. von der „Freiheit, den Job zu machen, den du liebst“ oder der „unbeschwerten Auszeit am Abend“ sprichst. 

Wenn du Goldakzente nutzt, kannst du die Wertigkeit, die dies ausdrückt, auch in deine Worte bringen, z.B. einen „langlebigen Nutzen des Angebotes“ betonen oder die „luxuriöse Location, in der die Yoga-Sessions stattfinden“ erwähnen. Farb- und Wortwirkung verstärken sich gegenseitig und sorgen dafür, dass deine Marke als stimmig wahrgenommen wird und so im Gedächtnis bleibt, wie sie tatsächlich gemeint ist.

Welche Worte passen zu deinem Branding?

Hast du dir schon mal Gedanken gemacht, welche Worte zu deinem Branding und zu deinem Business passen? Nutzt du sie bereits, um wirklich in guter Erinnerung zu bleiben, ohne dich bei der Schlacht der Superlative zu verausgaben? Ich möchte dich ermutigen es auszuprobieren, denn deine Texte, gleichwohl ob auf deiner Website oder in deinem Marketing, sind in Kombination mit deinen Farben so ein kraftvolles Tool. 

Viel Freude und Erfolg dabei!

Über die Autorin:

Sonja Mahr ist Mentorin für Marketingtexte und Sichtbarkeitsmut und zeigt Solo-Selbstständigen, wie sie mit ihrem Content online Kund*innen gewinnen, ohne dafür zum Marktschreier werden zu müssen. Mehr über sie und ihre Arbeit erfährst du auf ihrer Website www.sonjamahr.de 

Sonja ist mir seit Jahren Inspiration und Vorbild. Sie hat mir gezeigt (und tut es immer wieder) wie ich meine eigene Stimme in Text vermitteln kann und dafür gilt ihr mein unendlicher Dank! Danke Sonja, dass du bist wie du bist und uns zeigst, dass es ok ist so zu sein, wie jede einzelne von uns ist. Und danke für diesen Artikel ♥️ .

Möchtest du deine Brandingreise starten? Finde zunächst mal heraus, wie sich Menschen eigentlich fühlen, wenn sie mit dir in einem Raum sind.

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